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Alfred-Schulte-Hütte

Lage:
Stadtwald, Dambachtal

Baujahr:
1937

Vorgänger:
keiner


Alfred-Schulte-Hütte 08.02.2008

Geschichte:
Die 1937 vom Wiesbadener Verschönerungsverein erbaute Schutzhütte wurde am 06.06.1937 eingeweiht und zu Ehren des scheidenden Wiesbadener Oberbürgermeisters Alfred Schulte nach ihm benannt. Die Bauausführung hatte das Bauatelier Heinz Hildner übernommen, die Kosten beliefen sich auf 3252,36 RM.
Nach den Beschädigungen des Zweiten Weltkrieges wurde die Hütte 1951 durch den Kur- und Verkehrsverein neu eingeweiht.

Namensgeber:
Alfred Schulte wurde am 17.02.1872 in Iserlohn geboren. Nach seinem Studium an der TH Hannover und der TH Berlin arbeitete der Elektro-Ingenieur fünf Jahre in der Industrie. Ab 1904 war Schulte bei der Stadtverwaltung Wiesbaden beschäftigt und avancierte 1911 zum Leiter der Wasser- und Lichtwerke. 1913 erfolgte die Ernennung zum Stadtrat und 1918 zum Stadtkämmerer. Während der französischen Besatzungszeit wurde Schulte nach der Ausweisung des rechtmäßigen Oberbürgermeisters Karl Glässing 1919 und nach dem überaschenden Tod des Oberbürgermeisters Fritz Travers 1929 kommissarisch mit den Amtsgeschäften des Wiesbadener Oberbürgermeisters betraut. 1925 erfolgte die Wahl Schultes zum Bürgermeister und, nach dem durch die Machtergreifung der NSDAP bedingten Ausscheiden des bisherigen Oberbürgermeisters Georg Krücke, 1933 schließlich zum Oberbürgermeister. Dieses Amt übte er bis zum Erreichen der Altersgrenze 1937 aus.
Im Alter von 85 Jahren verstarb Alfred Schulte am 14.10.1957 und wurde auf dem Südfriedhof begraben.

Beschreibung:
Auffallend an der gut erhaltenen Alfred-Schulte-Hütte ist zum einen die feine Behandlung der Architekturteile, zum anderen die große Vorhalle: Man erreicht die 6,20 m x 4,70 m große Hütte, die etwas oberhalb des Wiesenweges liegt, durch mehrere schmale Zugangswege und betritt sie über eine kleine, davor liegende Terrasse, deren Boden, ebenso wie die der Vorhalle, mit unregelmäßigen, mit Mörtel verbundenen Steinplatten belegt ist.

Vorderfront und Seiten der Vorhalle werden durch drei, bzw. seitlich jeweils einen, Arkadenbogen gebildet. Die drei Arkadenbögen tragen einen Holzbalken, auf dem der Name der Hütte steht: Alfred-Schulte-Hütte. Am Anfang der Zeile, am Ende und jeweils zur Unterteilung der drei Worte ist ein weißer Kreis eingelassen. Diese Kreise betonen zugleich den oberen Abschluß der Innen- und Eckarkadenpfeiler. Die sich nach unten verjüngenden Pfeiler stehen auf kleinen Steinpodesten und haben einen quadratischen Grundriß. Fuß- und Kapitellzone sind als Blöcke gegeben, während die Bögen am Scheitel der Arkaden in der Vorhalle wie auch der Haupthalle unterbrochen sind. Hierdurch und durch die helle farbliche Absetzung sowohl der Pfeilerteile als auch der Bögen wird ein weiteres schmückendes Element eingeführt.

Wenn man die Pfeiler der Vorhalle auf der Innenseite genau betrachtet, sieht man, dass sich in der Kapitellzone Schnitzereien befinden. Am linken Pfeiler ist in ein Oval ein Wappen eingearbeitet, das von einem an den Enden eingeknickten Band mit darüber liegender Jahreszahl, 1937, bekrönt ist. Diese Jahreszahl deutet auf das Baujahr der Hütte hin, die zu Ehren des scheidenden Oberbürgermeisters Alfred Schulte, der in diesem Jahr in den Ruhestand trat, errichtet wurde. Im Wappen sind die versetzten Buchstaben V. V. W. zu lesen - ein Hinweis auf den Wiesbadener Verschönerungsverein. Die Schnitzerei am rechten Pfeiler ist bereits etwas verwittert. Man kann im Oval wiederum ein Wappen erkennen, das mit dem gleichen geknickten Band bekrönt ist. Darüber sind zwei Architekten-Handwerkszeichen ausgeführt: Winkel und Zirkel. Zwischen diesen sind drei kleine Wappen angeordnet. Im Hauptwappen befindet sich vermutlich wieder die Jahreszahl 1937, darunter der Name HILDNER und in einer zweiten Zeile ARCHITEKT, ein Hinweis auf das mit dem Auftrag betraute Bauatelier Heinz Hildner. Die Haupthalle wird durch parallel zu den Arkaden der Vorhalle stehenden Bögen gebildet; die Pfeiler sind jedoch einfache, unverzierte Balken. Sie stehen, wie die Seiten und die Rückseite der gesamten Haupthalle, auf einem niedrigen Sockel aus vermauerten Bruchsteinen, der zugleich als Eingangsstufe verwendet wird.

Um die Haupthalle läuft eine ca. einen halben Meter hohe Sockelzone, deren Fachwerk schmalere Rechtecke bildet. Diese Sockelzone ist im Eingangsbereich geöffnet. Auf beiden Seiten der Hütte reicht jeweils ein großes Fenster vom Riegel bis zum Dach. Dies ist ein steiles, leicht vorkragendes Satteldach über einem mit ausgeprägten Konsolen versehenen Gesims. Der Giebel der Hütte, ebenso wie die Seiten des Hauptraumes, sind durch dünn aufliegende Latten mit weißen Gefachen als Fachwerk gestaltet, wobei die Latten im Giebel die Neigung des Daches optisch unterstützen und dabei um ein mittleres großes Gefach sehr ornamental und abwechslungsreich angeordnet sind. Wenn man die Hütte betritt, schaut man durch die offene, aus waagrechten Balken konstruierte Decke in den recht steilen Dachstuhl. Auf einem Balken direkt unter dem Dach an der Rückseite des Innenraumes ist folgende Inschrift in Fraktur zu lesen:

Dem verdienstvollen Oberbürgermeister von Wiesbaden Alfred Schulte gewidmet

In der darunter liegenden Zeile steht in kleinerer Schrift:

der Verschönerungsverein Wiesbaden

Eine umlaufende Bankreihe dient der Bequemlichkeit. Mit Bedacht wurde auch die Lage der Alfred-Schulte-Hütte gewählt. Sie steht am Ende des 1898/99 als Landschaftspark geschaffenen Dambachtales, in der Nähe des Forsthauses. Die schmale Parkanlage an der Freseniusstraße wird hier über den Tränkweg (früher weniger trennend ein schmaler Wiesenweg) hinweg in die "freie Natur" des sich öffnenden Tal des Dambaches über die Melibocuseiche bis hin in den Stadtwald weitergeleitet, rechts begleitet von der Alfred-Schulte-Hütte, während sich auf der gegenüber liegenden Seite der Wahlsborn befindet. Die Hütte nimmt hiermit noch einmal den Park- und Naturgedanken des Historismus mit seinen Staffagebauten auf. Im Jahre 1951 konnte die Hütte renoviert und wieder neu eingeweiht werden; kürzlich wurden wiederum leichte Schäden beseitigt.

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